Erdgas – Volatiler Gasmarkt
Geopolitische Entwicklungen und das Wetter sorgen für schwankende Gaspreise im letzten Quartal 2024.
Der Gaspreis legte im Verlauf des Oktobers zu und erreichte im November mit über 47 €/Megawattstunde den höchsten Stand seit über 12 Monaten. Ursache war, dass sich eine Nachricht von September, wonach Aserbaidschan ab 2025 Gas über die Ukraine nach Europa liefern sollte, als Falschmeldung entpuppte. Der dadurch entstandene Aufwärtstrend blieb mit starken Schwankungen bis Mitte Dezember bestehen.
Grund für den anhaltend steigenden Trend war ein Schadensersatzurteil über mehrere Hundert Millionen Euro im Schiedsgerichtverfahren zwischen dem österreichischen Gaskonzern OMV und dem russischen Gaslieferanten Gazprom. Der russische Konzern sollte den Betrag mit den monatlichen Gaszahlungen von OMV verrechnen. Daraufhin stellte Gazprom die Lieferungen ab Mitte November ein. Interessanterweise wird weiterhin beinahe die volle Gasmenge über den Grenzpunkt Slowakei/Österreich geliefert. Es wird vermutet, dass andere Marktteilnehmer die freigewordenen Mengen als Spotlieferungen kaufen.
In den letzten Dezemberwochen setzte dann eine deutliche Abwärtsbewegung am Erdgasmarkt ein. Sowohl Produkte mit kurzfristiger als auch langfristiger Lieferung fielen. So handelte das Kalenderjahr 2025 für das deutsche Marktgebiet vor Weihnachten mit knapp 42 €.
Der sinkende Trend widerspricht verschiedenen preistreibenden Entwicklungen. Dazu zählen die geringe erneuerbaren Energieerzeugung, insbesondere bei der Windkraft, kühlere Temperaturen Anfang Dezember und die entsprechend hohe Nachfrage aus dem Strommarkt. Erst in den letzten Handelstagen des Jahres 2025 kam es wieder zu einem Preisauftrieb, als sich herauskristallisierte, dass der Gastransit durch die Ukraine zum 31.12.24 enden würde und die Temperaturen wieder fielen.
Keine Entlastung für den Gasmarkt kommt von Seiten der Speicher, welche in Europa stark beansprucht werden. Kühlere Temperaturen und eine hohe Stromnachfrage ließen die zu Beginn der Ausspeicherphase hohen Speicherstände schneller als in den Vorjahren sinken. Der europäische Speicherstand, der zu Beginn der Ausspeichersaison weit über 90 Prozent lag, sank im Laufe des Dezembers auf 77 % und damit rund 9 % unter den Vorjahreswert.